Jaik Nightmare

Düsseldorf, im März 2001: Die weltweite Stahlproduktion hat im Jahre 2000 mit 828 Mio. t zum ersten Mal in ihrer Geschichte die 800 Mio Grenze überschritten. Mit einem Verbrauch von annähernd 400 Mio. t erwies sich der Rohstoff Stahlschrott als ein Grundpfeiler der Produktion. In Europa waren die Kapazitäten der Stahlindustrie im Jahre 2000 voll ausgelastet. Allein in Deutschland konnte die Erzeugung gegenüber 1999 um 10,3 % auf über 46 Mio. t gesteigert werden. Hier wurde der Stahl zu rund 42 % auf der Basis von Stahlschrott erzeugt. Stahlschrott ist als reiner Fe-Träger ein wichtiger Rohstoff für die Stahl- und Gießereiindustrie. Lieferant von den im vergangenen Jahr zum Versand gebrachten rund 25 Mio t Stahlschrott war die deutsche Stahlrecyclingwirtschaft. Sie ist im größten Branchenverband Europas - der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen mit derzeit 700 Mitgliedern - organisiert.

Mit der Entwicklung des Jahres 2000 war die Branche zufrieden, konnte doch der Gesamtversand an Stahlschrott gegenüber 1999 um insgesamt 4% auf ca. 25 Mio. t gesteigert werden. Stahlschrott ist ein weltweit gehandeltes Gut, dessen Marktgleichgewicht über einen internationalen Preis bestimmt wird.

Der weltweite Stahlboom bestimmte im Laufe des Jahres 2000 eine Veränderung der Schrottströme. Die Exporte aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in den EU-Raum waren zwar nach wie vor sehr hoch, dennoch war insbesondere im russischen Ausfuhrverhalten eine Veränderung feststellbar. Auf Grund des hohen Dollarkurses waren für Russland und die Ukraine die Exporte nach Fernost lukrativer als nach Spanien, Italien oder die Türkei. Sowohl die türkischen als auch die übrigen europäischen, importabhängigen Verbraucher mussten daher einen Teil ihres Bedarfs in Mitteleuropa decken, wodurch hier vor allem bei Schrottsorten hoher Qualität Engpässe spürbar waren. Diese Lieferungen bildeten für die exportorientierten europäischen Schrotthändler einen Ausgleich, zu den seit der Jahresmitte wegbrechenden Liefermöglichkeiten in den fernen Osten. Der deutsche Stahlschrottexport sowohl in den EU-Raum aber auch in Drittländer ging von 1999 nach 2000 um 12, 6 % zurück, gleichzeitig nahm die Einfuhr um 19,1% bzw. rund 550.000 t zu. Die Verbraucher im EU-Raum konnten allerdings von den mangelnden Exportmöglichkeiten in Drittländer nicht nur mengen- sondern auch preismäßig profitieren. Obwohl eine Abschwächung der Stahlkonjunktur bereits seit dem letzen Quartal 2000 spürbar ist, wird der Schrottverbrauch weltweit auch im Jahr 2001 auf einem guten Niveau bleiben. So hat sich beispielsweise China zu einem Stahlerzeuger mit hohem Schrottbedarf entwickelt. Bereits 1999 und 2000 hatten die dortigen Verbraucher einen hohen Importbedarf, da die Verlagerung der Stahlproduktion - weg vom integrierten Hüttenwerk, hin zum Elektrostahlwerk - immer mehr an Fahrt gewinnt. Für 2001 prognostizieren Branchenkenner einen Stahlschrottimportbedarf von 5 Mio t, was nicht ohne Auswirkungen auf das Weltmarktgefüge bleiben wird